Dank des Eiskellerdämonen Oberachern e.V. können die Vorlesestunden an der Städt. Kita St. Nikolaus Achern weitergehen. Die Freude am Lesen zu fördern, das ist das Ziel der Vorleserinnen des Vereins Lesewelt Ortenau. Um die Vorlesestunden an der Städt. Kita St. Nikolaus Achern für weitere sechs Monate zu ermöglichen, hat die Narrenzunft Eiskellerdämonen 300 € gespendet.
Lange Fangzähne rangen aus dem, zu einem grimmigen Grinsen verzogenen Mund. Die große Hakennase ist von grauen Schuppen bedeckt und die Augen scheinen bläulich zu schimmern, während sie ihren Betrachter taxieren … ein wenig gruselig sehen sie schon aus, die Eiskellerdämonen mit ihrem Häs aus grauen, blauen und schwarzen Spättle und den aufwändig gestalteten Holzmasken. Aber wagt man einen Blick hinter die Fassade, merkt man schnell: Hier handelt es sich um sehr kinderliebe Dämonen. Eine von ihnen ist Tina Huber, die zum einen Zunftmeisterin der Eiskellerdämonen ist, zum anderen aber auch pädagogische Fachkraft in der Städt. Kita St. Nikolaus. Von ihr kam der Impuls, dass die Narrenzunft bei einer Veranstaltung Spendengelder sammelt, um die Vorlesestunden der Lesewelt Ortenau weiterhin zu ermöglichen.
Hildegard Garske, die Leitung der Kindertagesstätte, ist hellauf begeistert von dem Engagement der Narrenzunft: „Es ist ein tolles Zeichen der Verbundenheit. Ich freue mich so, dass Tina an uns denkt und auch die Vorlesestunden in der Öffentlichkeit präsent macht. Die Eiskellerdämonen schaffen damit auch ein Bewusstsein dafür, wie wertvoll das Vorlesen ist.“ Auch die jungen Zuhörer freuen sich, dass die Vorlesestunden weitergehen können. Die ehrenamtlichen Vorleserinnen Luzia Gresens, Kornelia Hellmann und Margareta Eckstein werden jeden Mittwoch sehnlichst erwartet. Nicht selten stehen die Kinder schon an der Tür und warten auf „ihre“ Vorleserin. „Wenn die Kinder wissen, dass heute eine Vorlesestunde stattfindet, dann stimmen sie ihren Tagesablauf darauf ab,“ erzählt Hildegard Garske. Für sie sind die Vorlesestunden ein fester Teil des Bildungsangebotes ihrer Einrichtung, auf den sie nicht mehr verzichten möchte. „Es ist toll, drei so motivierte und qualifizierte Vorleserinnen zu haben“, freut sie sich. Mit der Spende kann der Verein Lesewelt Ortenau alle Voraussetzungen für gelungene Vorlesestunden schaffen, von der Organisation und Absprache mit den Einrichtungen, über die Bereitstellung von Büchern bis hin zu Fortbildungen, die die ehrenamtlichen Vorleserinnen und Vorleser bestmöglich für ihre wichtige Aufgabe qualifizieren.
Ziel der Vorlesestunden ist es nicht nur, die Begeisterung fürs Lesen zu wecken, sondern auch den Wortschatz zu erweitern und die Konzentration zu schulen. Die positiven Erlebnisse und Rückmeldungen der Kinder sind für die Vorleser eine große Motivation. So gibt es Situationen, die besonders im Gedächtnis bleiben: „Zu mir kam mal eine Junge in die Vorlesestunde, der meinte, eigentlich gar nichts mit Büchern am Hut zu haben. Und dieses Kind ist dann eine ganze Stunde sitzengeblieben und hat sich meine Geschichten angehört“, erzählt Margareta Eckstein mit einem Lächeln. Ihre Vorlese-Kollegin Luzia Gresens erwidert das Lächeln und berichtet daraufhin von zwei Mädchen, die in ihre Vorlesestunde kamen: „Beide konnten noch nicht so gut Deutsch und ich war mir gar nicht sicher, ob sie der Geschichte folgen können. Nach dem Vorlesen ist eines der Mädchen extra nochmal zurückgekommen und sagte: ‚Danke, das war schön.‘ Das hat mich sehr berührt.“
Tina Huber, die sowohl Zunftmeisterin der Eiskellerdämonen ist, aber auch in der Städt. Kita St. Nikolaus als pädagogische Fachkraft arbeitet, verrät mit einem Lachen: „Ehrlichgesagt ist die Spende eine egoistische Sache.“ Für Sie sind die Vorlesestunden der Lesewelt eine klare Win-Win-Situation. „Wir als Kita-Team kennen die Vorleserinnen und wissen, dass wir uns auf sie verlassen können.“ Umso mehr freut es sie, dass ihre Narrenzunft dies nun aktiv unterstützen kann. Der ganze Verein mit seinen über 50 Mitgliedern samt Oberzunftmeister Bernd Herr war schnell begeistert von der Idee, die Vorlesestunden mit einer Spende zu fördern. In ihrer Zunft, die 2009 gegründet wurde, liege der Fokus ohnehin sehr stark auf den Werten Tradition und Familie. Apropos Tradition: Ihren Namen hat die Narrenzunft übrigens von einem Eiskeller, in der Nähe der Heil- und Pflegeanstalt Illenau. In solchen Kellern wurden früher riesige Eisblöcke, die man im Winter aus Seen oder gefluteten Wiesen geschnitten bzw. gesägt hat, aufbewahrt, um Speisen und Getränke in der warmen Jahreszeit kühlen zu können. Deswegen gehört bei den Eiskellerdämonen neben Häs und Maske oft eine riesige Zange zum Erscheinungsbild dazu. Mit diesem Werkzeug wurden einst die Eisblöcke gepackt.
Während Tina Huber mit den Vorleserinnen und Hildegard Garske in der Kita zusammensitzt und diese Hintergründe zu ihrer Zunft erzählt, kommen drei Mädchen in den Raum. „Wann seid ihr denn endlich fertig?“ fragen sie ungeduldig. Der Blick wandert zur Uhr: In fünf Minuten soll die Vorlesestunde beginnen.